Stein gilt seit jeher als Symbol für Beständigkeit, Unbrennbarkeit und Sicherheit. Kein Wunder also, dass viele Unternehmen auf Natursteinplatten, Keramikfliesen oder Betonplatten zurückgreifen, wenn es um die Aufstellung elektrischer Bürogeräte wie Drucker, PCs oder Kaffeemaschinen geht. Doch ist Stein tatsächlich eine sichere Lösung im Sinne des Brandschutzes – oder vermittelt das Material nur ein Gefühl von Sicherheit?

In diesem Beitrag werfen wir einen kritischen Blick auf die Eignung von Stein als feuerfeste Unterlage und klären, wo seine Stärken liegen, wo er an seine Grenzen stößt und was für eine wirklich sichere Anwendung beachtet werden muss.

 

1. Warum Stein als feuerfeste Unterlage auf den ersten Blick überzeugt

Die Argumente für Stein erscheinen logisch:

  • Nicht brennbar
    Natursteine und keramische Materialien bestehen aus mineralischen Bestandteilen, die keine Flammenentwicklung zulassen.
  • Hitzebeständig
    Je nach Art sind Temperaturen von 600–1200 °C problemlos auszuhalten – deutlich mehr als die meisten Bürogeräte je erreichen.
  • Druckfest und robust
    Stein verformt sich nicht, splittert nicht bei Hitze und trägt selbst schwere Geräte ohne Probleme.
  • Pflegeleicht und langlebig
    Keine Abnutzung durch Hitze, keine Alterung durch UV-Licht, keine Wartung notwendig.

 

2. Die trügerische Seite: Stein allein ist kein Brandschutzkonzept

So überzeugend die Materialeigenschaften klingen – sie reichen nicht aus, um Steinplatten pauschal als ideale Brandschutzmaßnahme zu bewerten. Warum?

Wärmeleitung nach unten

Stein kann Wärme speichern und teilweise gut weiterleiten. Wenn z. B. ein defektes Netzteil überhitzt und stundenlang auf einer Granitplatte steht, wird die Wärme in die Platte und dann an den Untergrund (z. B. Holz, Laminat) abgegeben. Ohne zusätzliche Isolierung kann es hier zu Wärmestau oder Schwelbrand am Boden kommen.

Kein normierter Brandschutz

Steinplatten unter Bürogeräten sind nicht automatisch geprüft oder zertifiziert nach Brandschutznormen wie DIN 4102 (Baustoffklasse B1) oder EN 13501-1. Es fehlt die Nachweisbarkeit für Prüfungen oder Versicherungsfälle.

Rutsch- und Kantenprobleme

Polierte Steinplatten können sehr glatt sein – Geräte wie Kaffeemaschinen oder Laserdrucker mit Vibrationsbewegung können rutschen oder kippen. Scharfkantige Platten wiederum bergen Verletzungsrisiken und können Kabel beschädigen.

Bruchgefahr bei falscher Unterlage

Unregelmäßig aufliegende Platten (z. B. nur auf Ecken gestützt) können bei Punktlast brechen – etwa wenn ein Gerät einseitig beschwert ist oder jemand versehentlich auf die Kante tritt.

 

3. Typische Irrtümer rund um Stein als Schutzmaterial

Irrtum Korrektur
„Stein brennt nicht, also ist er automatisch sicher.“ Nicht-Brennbarkeit allein genügt nicht – auch Wärmeleitung, Oberflächenverhalten und Normen müssen berücksichtigt werden.
„Wenn’s elegant aussieht, ist es auch geeignet.“ Viele Steinplatten im Möbelhandel sind rein dekorativ – sie sind nicht für den technischen Einsatz oder Brandschutz geprüft.
„Steinplatten brauchen keine weitere Absicherung.“ Rutschhemmung, Hitzetrennung zum Boden und ggf. Kantenversiegelung sind für den sicheren Einsatz essenziell.

 

4. Wann Stein sinnvoll eingesetzt werden kann

Trotz der Einschränkungen kann Stein ein sinnvoller Bestandteil eines umfassenden Brandschutzkonzepts sein – unter folgenden Voraussetzungen:

✅ Die Platte liegt vollflächig auf einem nicht brennbaren oder isolierten Untergrund (z. B. auf einer Silikonmatte oder Keramikvliesplatte).
✅ Die Kanten sind abgerundet oder gefast, um Verletzungen und Kabelschäden zu vermeiden.
✅ Die Oberfläche ist rutschhemmend behandelt oder das Gerät wird mit Antirutsch-Füßen ausgestattet.
✅ Die Maßnahme ist Teil der dokumentierten Gefährdungsbeurteilung – mit Angabe des Materials und des Zwecks.

 

5. Besser kombiniert: Stein + Isolationsschicht

Die beste Lösung ist oft ein Mehrschichtaufbau:

🔲 Unterseite: feuerhemmende Isoliermatte (z. B. silikonbeschichtetes Gewebe)
🔳 Mitte: Steinplatte (z. B. Granit, Schiefer, Feinsteinzeug)
🟧 Oberfläche: rutschfeste Füße oder Gummi-Ecken am Gerät

So wird die thermische Barrierewirkung optimiert und gleichzeitig die Optik eines Naturmaterials genutzt – eine Lösung, die sowohl technisch als auch ästhetisch überzeugt.

 

6. Fazit: Stein ist gut – wenn man ihn richtig einsetzt

Steinplatten sind nicht per se ungeeignet – sie haben viele Vorteile. Aber der alleinige Einsatz ohne ergänzende Maßnahmen ist häufig nicht ausreichend, um die Brandschutzanforderungen zu erfüllen.

Trügerisch ist die Sicherheit immer dann, wenn die bloße Materialwahl als vollständiger Schutz verstanden wird. Nur in Kombination mit isolierenden, rutschhemmenden und dokumentierten Maßnahmen ist Stein ein verlässlicher Baustein für feuerfeste Arbeitsplätze.

Brandschutz beginnt nicht beim Material – sondern bei der Planung.