In vielen Büros finden sich elegante Glasunterlagen unter Monitoren, Druckern oder Kaffeemaschinen. Sie wirken modern, sind leicht zu reinigen und passen optisch zu nahezu jedem Interieur. Doch in Zeiten zunehmender Brandschutzanforderungen stellen sich viele die Frage: Sind Glasplatten auch als feuerfeste Unterlagen geeignet? Oder trügen hier Stil und Sicherheit?
In diesem Beitrag klären wir, ob Glas tatsächlich ein sinnvolles Material zur Reduktion von Brandrisiken unter elektrischen Geräten ist – und wann es an seine Grenzen stößt.
1. Was macht eine Unterlage „feuerfest“ im technischen Sinne?
Bevor wir auf Glas eingehen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Anforderungen an eine feuerfeste Unterlage:
- Nichtbrennbarkeit: Das Material darf sich bei Hitzeeinwirkung nicht entzünden oder zur Brandweiterleitung beitragen.
- Hitzebeständigkeit: Es muss über längere Zeit hinweg hohe Temperaturen (100–300 °C oder mehr) aushalten können.
- Isolierende Wirkung: Idealerweise verhindert die Unterlage, dass sich Hitze auf den Boden oder Tisch überträgt.
- Mechanische Stabilität: Sie muss das Gewicht des Geräts tragen und darf nicht splittern oder reißen.
- Normenkonformität: Brandschutztechnisch getestete Materialien haben in der Regel Prüfzeichen (z. B. DIN 4102, EN 13501-1).
2. Eigenschaften von Glas als Unterlage
Gehärtetes Glas (z. B. ESG – Einscheiben-Sicherheitsglas) wird oft als Unterlage verwendet. Seine Vorteile:
✅ Nicht brennbar – Glas enthält keine organischen Stoffe, die bei Hitze Feuer fangen könnten
✅ Hitzebeständig bis etwa 250–300 °C – ausreichend für viele typische Bürogeräte
✅ Pflegeleicht und optisch ansprechend
✅ Chemikalienresistent
✅ Druckfest und stabil bei gleichmäßiger Lastverteilung
Allerdings gibt es auch klare Schwächen:
❌ Stoß- und Schlagempfindlich – bei punktueller Belastung kann ESG schlagartig in kleine Stücke zerplatzen
❌ Keine isolierende Wirkung – Glas leitet Wärme relativ gut weiter
❌ Keine Zertifizierung als feuerhemmendes Material im Sinne einschlägiger Brandschutznormen (z. B. DIN 4102 B1)
❌ Rutschgefahr – Geräte können auf glatten Glasoberflächen leichter verrutschen
3. Vergleich zu anderen feuerfesten Materialien
Eigenschaft | ESG-Glasplatte | Silikon-Glasfaser-Matte | Keramikvlies-Matte |
---|---|---|---|
Brennbarkeit | Nicht brennbar | Schwer entflammbar | Nicht brennbar |
Hitzebeständigkeit | Bis 300 °C | Bis 500–600 °C | >800 °C |
Mechanische Belastung | Hoch (bei Flächenlast) | Hoch | Mittel |
Isolationswirkung | Gering | Hoch | Sehr hoch |
Bruchsicherheit | Eingeschränkt | Hoch | Hoch |
Optik | Hoch | Mittel | Niedrig |
Rutschfestigkeit | Gering | Hoch | Hoch |
Normenkonformität | Nicht explizit | Ja (z. B. DIN 4102 B1) | Ja |
Fazit: Glas kann im Hinblick auf Hitzebeständigkeit mithalten, fällt aber bei Isolationswirkung und Sicherheit bei Stößen deutlich ab.
4. Wann Glas als Unterlage trotzdem sinnvoll sein kann
Trotz der Einschränkungen kann Glas in bestimmten Szenarien eine praktikable Wahl sein – etwa:
- Unter Monitoren oder Desktop-PCs, die wenig Wärme entwickeln
- Auf Tischen mit Holzoberfläche, um eine Barriere gegen potenzielle Hitzeeinwirkung zu schaffen
- Als temporäre Lösung, wenn keine textile oder keramische Brandschutzmatte verfügbar ist
- Bei optisch hochwertigen Arbeitsplätzen, wo eine Kombination aus Ästhetik und Grundschutz gewünscht ist
Wichtig: Die Glasplatte sollte nicht direkt auf brennbarem Boden (z. B. Teppich) stehen und sollte ausreichend dick (mind. 6 mm) sowie idealerweise abgerundet und rutschfest unterlegt sein.
5. Was sagen Normen und Versicherer dazu?
Die gängigen Brandschutzregelwerke (z. B. DGUV Information 203-071, DIN VDE 0100-420) nennen keine spezifischen Materialien – sie fordern jedoch geeignete Maßnahmen gegen thermische Gefährdungen.
Glas erfüllt teilweise diese Anforderungen – aber nicht vollständig. In einer Prüfung oder bei einem Schadensfall könnten besser zertifizierte Lösungen (z. B. Matten mit B1-Klassifizierung) als „angemessener“ gewertet werden.
Tipp: Wenn Glas verwendet wird, sollte dies in der Gefährdungsbeurteilung dokumentiert werden – mit Begründung und Risikobewertung.
Fazit: Schön, aber mit Vorsicht genießen
Glasplatten sind optisch ansprechend und grundsätzlich nicht brennbar, erfüllen aber nicht alle Anforderungen, die an eine feuerfeste Unterlage im engeren Sinne gestellt werden. Vor allem die fehlende Isolationswirkung und Bruchgefahr machen sie zu einer Komfortlösung mit Grenzen.
Wer echten Brandschutz sucht, greift besser zu zertifizierten Materialien mit hohem Hitzeschutz und mechanischer Sicherheit.
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