Im Büroalltag stehen Monitore, Desktop-PCs und Dockingstations meist unbeachtet auf Schreibtischen, Sideboards oder direkt auf dem Boden. Im Gegensatz zu Laserdruckern, Kaffeemaschinen oder Akku-Ladegeräten gelten sie oft als „harmlos“ in Sachen Brandgefahr. Doch ist das wirklich so?
In diesem Beitrag gehen wir der Frage nach, ob feuerfeste Unterlagen auch unter Monitoren und stationären PCs sinnvoll oder sogar notwendig sind – und was Normen, Versicherung und gesunder Menschenverstand dazu sagen.
1. Grundsätzliches Risiko: Können Monitore oder PCs überhaupt Brände verursachen?
Ja. Auch wenn es seltener vorkommt als bei anderen Geräten, sind Monitore und PCs durchaus brandrelevante Betriebsmittel. Typische Ursachen:
- Überhitzung durch Staub, blockierte Lüfter oder fehlerhafte Netzteile
- Kurzschluss bei defekten Kabeln oder Anschlüssen
- Wärmeentwicklung im Dauerbetrieb, insbesondere bei älteren Geräten oder schlechter Belüftung
- Akkus in All-in-One-Geräten oder Notebooks, die thermisch instabil werden können
Besonders gefährlich wird es, wenn solche Geräte auf brennbaren Unterlagen stehen – etwa auf Holzplatten, Teppichböden oder Kartonlagern.
2. Was sagen DGUV und DIN VDE?
Auch wenn es keine explizite Vorschrift gibt, die feuerfeste Unterlagen unter Monitoren oder PCs zwingend verlangt, gilt Folgendes:
- § 5 ArbSchG (Gefährdungsbeurteilung): Arbeitgeber müssen alle potenziellen Gefahren am Arbeitsplatz erfassen, bewerten und geeignete Schutzmaßnahmen treffen.
- DGUV Vorschrift 3 & Information 203-071: Elektrische Geräte müssen so aufgestellt sein, dass keine Brandgefahr entsteht – insbesondere durch Hitzeentwicklung oder unsachgemäßen Betrieb.
- DIN VDE 0100-420: fordert Schutzmaßnahmen gegen thermische Auswirkungen elektrischer Betriebsmittel.
Im Klartext: Wenn ein Gerät eine gewisse Wärme abgibt und auf brennbarem Untergrund steht, ist eine feuerhemmende Unterlage zumindest im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu prüfen – und ggf. auch umzusetzen.
3. Wann feuerfeste Unterlagen unter PCs und Monitoren sinnvoll sind
Feuerfeste Unterlagen unter IT-Geräten machen insbesondere dann Sinn, wenn eine oder mehrere der folgenden Bedingungen erfüllt sind:
✅ Der PC oder Monitor befindet sich im Dauerbetrieb (z. B. Server-Ecke, 24/7-Überwachung)
✅ Das Gerät steht auf leicht entflammbarem Untergrund (z. B. Holzregal, Teppich)
✅ Es handelt sich um ein älteres Gerät ohne moderne Schutzmechanismen
✅ Das Gerät ist schlecht belüftet (z. B. in einer Ecke oder geschlossener Möbelwand)
✅ Es gab bereits technische Auffälligkeiten (z. B. Lüftergeräusche, Gehäuse wird heiß)
✅ Die Umgebung enthält viele Kabel oder Papiermaterialien, die im Brandfall als Brandbeschleuniger wirken können
4. Argumente aus Sicht der Haftung und Versicherung
Im Falle eines Brands stellt sich stets die Frage: Wurde alles Zumutbare getan, um die Gefahr zu minimieren?
Wenn die Gefährdungsbeurteilung eine gewisse Brandlast durch stationäre IT-Geräte ergibt – und der Arbeitgeber bewusst keine Maßnahmen getroffen hat –, kann dies:
- zu Regressforderungen durch die Versicherung führen
- die Leistungen der Berufsgenossenschaft einschränken
- die persönliche Haftung der Geschäftsführung nach sich ziehen (Stichwort Organisationsverschulden)
Eine einfache, kostengünstige feuerfeste Unterlage kann in solchen Fällen den Unterschied machen zwischen „umsichtiger Prävention“ und „grober Fahrlässigkeit“.
5. Welche Unterlagen eignen sich?
Für den Einsatz unter Monitoren und PCs sollten nicht brennbare, formstabile Materialien verwendet werden – idealerweise zertifiziert nach relevanten Brandschutznormen wie:
- DIN 4102 B1 (schwer entflammbar)
- EN 13501-1 Klasse B oder C (EU-Brandklassen)
- UL94 V-0 (Kunststoff-Bauteile)
Geeignete Materialien:
- Silikonbeschichtetes Glasfasergewebe
- Keramikvliesmatten
- Hitzebeständige Kunststoffplatten mit Antirutschbeschichtung
Diese Materialien sind häufig auch rutschfest, isolierend und schützen zusätzlich vor Verschmutzung.
6. Praxisbeispiel: Kleinmaßnahme mit großer Wirkung
Ein mittelständisches Planungsbüro mit 25 Arbeitsplätzen stellte bei der jährlichen DGUV-Prüfung fest, dass mehrere Tower-PCs auf Holzpodesten unter dem Schreibtisch standen – teilweise mit Staubablagerungen und ohne freien Luftaustausch.
Die Maßnahme war einfach:
- Austausch der Holzunterlagen durch feuerhemmende Platten
- Reinigung der Lüftungsgitter
- Hinweis in der internen Unterweisung
Die Kosten lagen bei unter 10 Euro pro Arbeitsplatz, die Maßnahme wurde in die Gefährdungsbeurteilung aufgenommen – und das Thema Brandschutz damit nachhaltig verbessert.
Fazit: Eine sinnvolle Ergänzung der Prävention – aber kein Automatismus
Nicht jeder Monitor braucht eine feuerfeste Unterlage – aber jede Gefährdungsbeurteilung sollte prüfen, ob sie in bestimmten Konstellationen sinnvoll oder sogar notwendig ist. Die Kombination aus elektrischer Energie, Wärmeabgabe und brennbarem Untergrund ist immer ein Warnsignal.
Wer hier mitdenkt, handelt nicht nur normgerecht – sondern verantwortungsbewusst.
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